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Bestandserfassung Libellen

Im Fokus: Moorcharakterarten

Kurz erklärt:

Die Große Moosjungfer besiedelt überwiegend oligotrophe bis mesotrophe Moorrand-bereiche. Hier ist sie heute vor allem in Gräben und Handtorfstichen zu finden, deren pH-Wert nicht zu niedrig sein sollte. In den zentralen Hochmoorbereichen ist sie hingegen nur sehr selten anzutreffen.

Die Art, die mittlerweile in der Roten Liste Niedersachsens als ungefährdet eingestuft ist (Stand 2021), bevorzugt als Larvengewässer locker bewachsene Gewässer im mittleren Sukzessionsstadium. Die Große Moosjungfer ist als FFH-Anhangsart II und IV besonders geschützt. Daher wird bei den Erfassungen ein besonderes Augenmerk auf sie gerichtet.

Große Moosjungfer (Leucorrhinia pectoralis)

Charakteristische Libellenarten
in der Diepholzer Moorniederung

Ziel der in 2017 begonnenen, jährlich durchgeführten Untersuchung ist es zunächst, Struktur und Zusammensetzung der lokalen Libellenzönosen wie auch die Vorkommen einzelner wertgebender Arten zu ermitteln. Es soll insgesamt eine bessere Datengrundlage zu wichtigen Indikatorarten der Hochmoore und weiterer Biotope in der Diepholzer Moorniederung geschaffen werden, um validierte Aussagen zum gegenwärtigen Zustand machen zu können, da die Kenntnislage oft sehr lückenhaft ist.

Die Erfassungen sollen dazu dienen, Pflege- und Entwicklungs-maßnahmen entsprechend der lokalen Bedingungen zu konzipieren. So sollte es zukünftig gelingen, mit Maßnahmen gezielter auf Verschlechterungen reagieren zu können, aber z.T. auch Maßnahmen umsichtiger umzusetzen.


Ein Vierfleck (Libellula quadrimaculata) auf einer Ansitzwarte. Vierflecke sind in den Moorgewässern stetig vertreten.

Vierfleck

Erfassungen nach einheitlicher Methodik

Die Geländeuntersuchungen werden im Zuge möglichst günstiger Witterungs- und damit Flugbedingungen im Zeitraum zwischen Mai und September an 6 Terminen umgesetzt.

Der Nachweis der Libellenarten erfolgt schwerpunktmäßig an den ausgewählten Gewässern (Gewässerränder). Jeder Durchgang ist auf 30 Minuten pro Gewässer begrenzt. Einige Arten werden bereits im Flug angesprochen und müssen nicht gefangen werden. Die meisten Arten werden mittels Sichtfang unter Zuhilfenahme eines Insektennetzes und einer Lupe bestimmt.

Auch die Gewässerstrukturen werden (oftmals mit Hilfe eines Fernglases mit guter Nahbereichsfunktion) abgesucht, um beispielsweise in Binsenbeständen ruhende Arten zu entdecken. Im Erfassungsbogen vermerkt werden Angaben zum Status, zur Anzahl und zum Verhalten jeder erfassten Art.

Zur Kategorisierung des Fundorts (Gewässertyp) werden einige Parameter wie pH-Wert, Angaben zur Gewässergröße, Nutzung, Vegetationsstrukturen, Uferform, Wasserführung, Verlandungs-bereich, Beschattung und Windschutz erfasst bzw. abgeschätzt. Darüber hinaus werden Luftbilder jedes Gewässers mittels Drohnenbefliegung aufgenommen.

Drohnenaufnahme ienes Moorgewässers

Luftaufnahme eines Probegewässers im Neustädter Moor (alter Handtorfstich).

Moorgewässer

Handtorfstichbereich im Hohen Moor im Hochsommer. Die Offenwasserbereiche sind zu diesem Zeitpunkt deutlich zurückgegangen.

Moorgewässer

Probegewässer mit Grünlandanschluss im Renzeler Moor, in dem verschiedene Moosjungfern als bodenständig nachgewiesen wurden.

Moorgewässer

Blick auf ein Probegewässer (alter Handtorfstich) im Wietingsmoor.

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Aufbau eines umfänglichen Datenbestands

Im Verlauf der zurückliegenden sechs Jahre wurden bislang etwa 40 Probegewässer verteilt auf zehn Schutzgebiete im Betreuungsgebiet untersucht. 2021 wurde damit begonnen, Wiederholungsaufnahmen an den Gewässern durchzuführen. Seit Beginn der Erfassungen 2017 wurde ein deutlicher Rückgang der Individuenzahlen beobachtet; es handelt sich um einen sichtbaren Effekt der „Trockenjahre“ 2018-2020, der bis dato noch nicht kompensiert werden konnte.

Es ist von Bestandseinbrüchen aufgrund der stark gesunkenen Wasserstände und der resultierenden Austrocknung von Moor-gewässern bzw. des gesamten Hochmoorkörpers auszugehen.

Eine umfängliche Auswertung der Untersuchungsergebnisse steht noch aus und soll zum Ende der Förderperiode erfolgen. Dann kann auf den seit 2017 erfassten Datenbestand zurückgegriffen werden.

Artengemeinschaften in Hochmooren

Adonislibelle

Einige Libellenarten, darunter mehrere gefährdete Arten, gehören zu den charakteristischen Vertretern der Hochmoorfauna. Sie haben sich auf einzigartige Weise an diesen extremen Lebensraum angepasst. Oligotrophe Moorgewässer besitzen besondere chemische Eigenschaften, spezifische Boden- und Vegetations-strukturen.

Schlenken, Moorkolke und Laggs als Primärbiotope wie auch bäuerliche Handtorfstiche und überstaute Entwässerungsgräben als heute oftmals bedeutsame Sekundärbiotope stellen Larvenhabitate sowie Fortpflanzungs- und Nahrungslebensraum charakteristischer Artengemeinschaften dar. Aufgrund ihrer engen Bindung an den Lebensraum Hochmoor sind die Moorarten unter den Libellen wichtige Indikatoren, die etwaige negative Entwicklungen von Gewässern und weiteren Moorbiotopen frühzeitig anzeigen können.


Ein Tandem der Späten Adonislibelle (Ceriagrion tenellum). Die Art hat eine Präferenz für saure und nährstoffarme Gewässer und gehört zu den typischen Moorgesellschaften.

Bedeutung der Schutzgebiete für Libellen

Unter den in Niedersachsen seltenen Arten (nach FFH-Richtlinie geschützte Arten und Arten der aktuellen Roten Liste (2021) wurden bislang sieben Arten nachgewiesen. Die als Natura 2000- und Naturschutzgebiete gesicherten Hochmoore der mittleren und östlichen Diepholzer Moorniederung sowie deren Randbereiche stellen wichtige Lebensräume für gefährdete Libellenarten in Niedersachsen dar.


Zu den in Niedersachsen vom Aussterben bedrohten Arten (RL 1) zählt die Hochmoor-Mosaikjungfer (Aeshna subarctica). Sie konnte in den letzten Jahren im Betreuungsgebiet noch nachgewiesen werden.

Mosaikjungfer
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Die Gebietsbetreuung wird mit Landesmitteln durch den Niedersächsischen Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) gefördert.


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