Kurz erklärt:
Dauerbeobachtungflächen sind zumeist 4 x 4 m große Quadrate in denen die Entwicklung der Vegetation über einen definierten Zeitraum beobachtet werden kann. Dazu wird das Arteninventar auf der gesamten Dauerbeobachtungsfläche erfasst und der jeweilige Deckungsgrad der Schichten (Strauch-, Kraut- und Moosschicht) ermittelt, sowie der Biotoptyp abgeleitet.
Aus den gewonnenen Daten können Hinweise zur Pflege und zu gegebenenfalls notwendigen
Instandsetzungsmaßnahmen abgeleitet werden.
Erfassung der Vegetation über Dauerbeobachtungsflächen
Die ersten Dauerbeobachtungsflächen wurden 1992 im Grünland am Westrand des Neustädter Moores angelegt. Seither ist die Zahl der eingerichteten Dauerbeobachtungsflächen auf etwa 150 angestiegen. Entsprechend der damaligen Verträge zur Gebietsbetreuung durch den BUND Diepholzer Moorniederung lag der Fokus der Untersuchungen zunächst auf dem Neustädter Moor, der Bleckriede, dem Renzeler Moor und dem Rehdener Geestmoor. Sukzessive wurden weitere Dauerbeobachtungsflächen auch in anderen Hochmooren angelegt.
Je nach Vegetation und Fragestellung werden Dauerbeobachtungsflächen in verschiedenen Intervallen aufgenommen. In langfristig stabilen Vegetationsbeständen reicht oftmals ein vier- bis fünfjähriger Turnus. In Flächen mit höherer Dynamik, etwa durch eine Wiedervernässung oder eine Änderung der Pflege, kann eine häufigere Aufnahme, zum Beispiel alle zwei Jahre, sinnvoll sein. So wurde eine Fläche, die 1993 im Renzeler Moor angelegt wurde, bis heute 10-mal erneut aufgenommen. Dadurch ergibt sich eine lange Zeitreihe, durch die die Entwicklung des Gebiets detailliert dokumentiert ist.
Dauerbeobachtungsflächen im Hochmoor - ein Monitoring mit hohem Detailgrad
Durch eine Entwässerung der Hochmoore zum Torfabbau und zur Kultivierung der Landschaft wurde in der Diepholzer Moorniederung wie auch in ganz Deutschland ein großer Teil der Hochmoore dauerhaft zerstört. Der Lebensraum hochmoortypischer Arten wurde stark verringert, sodass viele von ihnen heute in den Roten Listen als gefährdet eingestuft werden. Die verbliebenen Restflächen mit hochmoortypischer Vegetation sind für zahlreiche weitere Artengruppen von großer Bedeutung.
Zur Dokumentation der langfristigen Entwicklung der Vegetation im Hochmoor können auf ausgewählten Flächen vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen angelegt werden. Die meist 4x4 Meter großen Flächen werden dauerhaft durch eingegrabene Magnete markiert. In ihnen werden in regelmäßigen Abständen die Häufigkeit und Deckung sämtlicher Pflanzenarten sowie weitere Daten aufgenommen. Werden die Daten in einem regelmäßigen Rhythmus (z.B. alle 2 Jahre) erneut aufgenommen, kann die Zu- oder Abnahme von Pflanzenarten genau dokumentiert werden. Die Daten lassen dann gegebenenfalls auch Rückschlüsse auf die Entwicklung von Wasserständen zu oder es lassen sich Hinweise zur Pflege ableiten. Die Einrichtung solcher Flächen findet oftmals als Wirkungskontrolle nach einer Maßnahmenumsetzung statt – etwa nach einem Dammbau zur Wiedervernässung des Moores.
Im Jahr 2020 wurden im Rahmen der Gebietsbetreuung des BUND Diepholzer Moorniederung beispielsweise vier vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen im Oppenweher Moor neu angelegt. In ehemaligen bäuerlichen Handtorfstichen konnten sich nach einer Wiedervernässung Wollgras-Torfmoos-Rasen und Torfmoos-Schwingrasen entwickeln. Die gefährdeten Arten Weißes Schnabelried (Rhynchospora alba), Moosbeere (Vaccinium oxycoccos) und Rundblättriger Sonnentau (Drosera rotundifolia) sind hier regelmäßig zu finden. Durch vergleichsweise gute Wasserstände konnten sich verschiedene Torfmoosarten mit hohen Deckungsgraden ansiedeln. Langfristig ist eine Ausbreitung bultbildender Torfmoose das Ziel.
Erfassungen im Niedermoor und auf Dünen
Auch außerhalb der Hochmoorgrenzen finden sich wertvolle Lebensräume, etwa im Feucht- und Nassgrünland auf Niedermoortorf oder im Trockenrasen auf Binnendünen. Diese Lebensräume sind teilweise erst durch menschliche Nutzung entstanden und können heute nur durch eine extensive Nutzung erhalten und entwickelt werden. In der Diepholzer Moorniederung wird dies vor allem durch Schafbeweidung mit Landschafrassen in Hütehaltung und durch Mahd mit Abtransport erreicht. Vegetationskundliche Dauerbeobachtungsflächen helfen auch in diesen Lebensräumen, die Entwicklung der Artenzusammensetzung zu dokumentieren und die Pflege und Entwicklung des Gebiets zu bewerten. Insbesondere im Grünland ist festzustellen, dass eine Veränderung der Pflege oder des Wasserregimes sehr schnell zu Veränderungen in der Artenzusammensetzung führen kann.
Im Optimalfall kann eine Ausbreitung von gefährdeten Zielarten und Lebensgemeinschaften dokumentiert werden. Dazu zählen im Nassgrünland etwa die Sumpfdotterblume (Caltha palustris) und das Sumpf-Blutauge (Potentilla palustris), im trockenen Extensivgrünland die Heide-Nelke (Dianthus deltoides) und auf Binnendünen das Silbergras (Corynephorus canescens) und der Bauernsenf (Teesdalia nudicaulis).