Kurz erklärt:
Ausgangslage: Geringer Brut- und Schlupferfolg
- trockene Wiesen
- fehlende offene Landschaft
- Fressfeinde (Bodenprädatoren) wie Fuchs
Maßnahmenumsetzung: Stabile Populationgrößen
- Wiedervernässen der Wiesen
- Mulchen der Flächen im Herbst
- Ausschluss der Bodenprädatoren durch Elektrozäune
Die Uferschnepfe (Limosa limosa)
Wiesenlimikolen
im Naturschutzgebiet Bleckriede
Zu den so genannten Wiesenlimikolen zählen Uferschnepfe, Bekassine, Rotschenkel, Brachvogel und Kiebitz. Auf den nassen bis feuchten Flächen finden sie im Boden, in Schlammflächen oder an den Wiesenpflanzen verschiedene Nahrungstiere wie Regenwürmer, Schnakenlarven oder kleine Insekten.
Alle fünf Arten brüten am Boden. Die vier Eier legen sie in leicht ausgepolsterte Nistmulden. Nach etwa 25-30 Tagen schlüpfen die Jungen und werden von ihren Eltern bis zum Flüggewerden zunächst gehudert (gewärmt), bewacht und zu guten Futterplätzen geführt.
Während Kiebitze und Brachvögel auch auf Ackerflächen mit geringem Bewuchs siedeln können, kommen Uferschnepfen, Rotschenkel und Bekassinen nur in nicht oder extensiv genutzten Feuchtgebieten wie Feuchtwiesen oder wiedervernässten Hochmooren vor.
Das NSG Bleckriede ist Teil des EU-Vogelschutzgebietes V40 „Diepholzer Moorniederung“ und liegt im Naturraum Diepholzer Moorniederung, zwischen den Ortschaften Varrel und Ströhen. 149 ha des 220 ha großen Feuchtwiesengebietes sind Flächen des Landes Niedersachsen. Diese wurden als optimaler Lebensraum für stark gefährdete Wiesenvögel entwickelt. Denn Wiesenvögel benötigen nasse Wiesen mit offenen Wasserflächen, niedriger Vegetation und verschiedenen blühenden Pflanzen.
Auf den Seiten des Niedersächsischer Landesbetrieb für Wasserwirtschaft, Küsten- und Naturschutz (NLWKN) können weiterführende Informationen zum Wiesenlimikolenschutz abgerufen werden.
Wiesenlimikolen benötigen nasse Wiesen mit offenen Wasserflächen bis in den Juni hinein.
Ursprünglich waren solche nassen Wiesen in Niederungsgebieten typisch. Heute sind sie durch großflächige Trockenlegungen als Lebensraum für Wiesenvögeln verloren gegangen. In der Bleckriede konnte mit Maßnahmen des Naturschutzes durch das Land Niedersachsen die nasse weithin offene Wiesenlandschaft wiederhergestellt werden. Die Bestände der Wiesenvögel konnten sich teilweise wieder erholen, nachfolgend zeigte sich jedoch der massive Einfluss von Prädatoren. Viele Gelege und Küken wurden gefressen; Uferschnepfen und Kiebitze konnten keine Jungen aufziehen.
Auf Grünlandflächen, die für Wiesenvögel gute Lebensraumbedingungen aufweisen, kann der erste Schnitt oft erst Ende Juni erfolgen – wenn die Jungvögel flügge sind. Gute Wiesenvogelflächen sind für Landwirte beispielsweise zur Heuwerbung wenig attraktiv, da ein später erster Schnitt die Qualität des Heus deutlich mindert.
Heute sind viele Wiesenvogelarten stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht, und die Prädation ist eine der Hauptursachen.
Erfolgreicher Schutz mit Elektrozäunen
Füchse aber auch anderen Raubsäuger wie der nicht heimische Waschbär oder der Marderhund haben sich in Niedersachsen stark ausgebreitet. Auf der Suche nach Nahrung finden sie in der Bleckriede einen reich gedeckten Tisch. Dies hatte zur Folge, dass selbst in vernässten und gut gemanagten Gebieten wie der Bleckriede viele Wiesenvögel nicht mehr erfolgreich brüten konnten.
Inzwischen sind viele Wiesenvogelarten stark gefährdet oder sogar vom Aussterben bedroht, und die Prädation ist einer der Hauptursachen. Um das Überleben der Wiesenvögel im NSG Bleckriede zu sichern, wurde 2011 begonnen Nester mit Elektrozäunen vor Fressfeinden zu schützen. Dies war zunächst als eher mittelfristige Schutzmaßnahme zum Bestandserhalt gedacht. Heute werden in einer Vielzahl von Wiesenvogelgebieten in Niedersachsen (aber auch in Deutschland und Europa) Elektrozäune zum Schutz eingesetzt, da die Ausbreitung von Raubsäugern weiter voranschreitet.
Im Jahr 2018 wurden im NSG Bleckriede drei Elektrozäune mit einer Fläche von insgesamt 51 ha errichtet. Mit den Elektrozäunen konnten die als Lebensraum am besten geeignetsten Flächen gesichert werden (Grafik Anzahl Brutpaare). Teilweise führen sie entlang der Wege im NSG Bleckriede, hier kann Wiesenvogelschutz life erlebt werden. Wichtig ist, dass die unterste Litze der Zäune sehr niedrig über dem Boden verläuft, um das Hindurchkriechen von größeren Fressfeinden wie Füchsen zu verhindern. Hasen, Rehe oder auch die nicht flüggen Jungvögel von Uferschnepfe und Kiebitz können die Elektrozäune problemlos queren.
Durch den Ausschluss von Prädatoren mithilfe von Elektrozäunen können die Schlupferfolge erhöht werden, dies kann zu einem höheren Reproduktionserfolg beitragen, wodurch der Bestandserhalt der Wiesenlimikolen im NSG Bleckriede gefördert wird (Grafik Schlupferfolg).
In der Regel brüteten im NSG Bleckriede mehr als 80 % aller Limikolen-Brutpaare innerhalb der Elektrozäune. Hier ist der Schlupferfolg deutlich höher.
Auch Brachvögel brauchen Schutz
Während Kiebitze und Uferschnepfen in lockeren Kolonien brüten und mit großflächigen Elektrozäunen mehrere Nester geschützt werden können, nisten Brachvögel vereinzelt.
Um auch die Gelege von Brachvögeln vor Fressfeinden zu schützen, werden Einzelzäune mit einer Größe von 30 x 20 m um die Nester errichtet. Diese Maßnahme hat sich als sehr wirksam für den Schutz und Erhalt von Brachvögeln erwiesen.
Der Brachvogel (Numenius arquata)