Kurz erklärt:
Vier vom BUND DHM betreute Schutzgebiete verfügen über ein Messnetz aus Moorwasser-Messstellen mit Datenloggern, welche in der Gebietsbetreuung ausgelesen und ausgewertet werden. Pegelmessstellen befinden sich überwiegend auf nicht genutzten Hochmoorflächen.
Mit Hilfe des hydrologischen Monitorings wird der Wirkungsgrad durchgeführter Vernässungsmaßnahmen erfasst. Dabei handelt es sich nicht um Grundwasserstände, sondern um Moorwasserstände ohne Kontakt zum Grundwasser.
Wichtiger Faktor: Wasser
Hochmoore sind ausschließlich durch Regenwasser gespeiste, dauerhaft wassergesättigte Ökosysteme. Für ihre Entstehung und ihren Erhalt muss eine positive klimatische Wasserbilanz vorliegen; anders gesagt: es muss ein Wasserüberschuss bestehen. Unter diesen Bedingungen akkumulieren natürliche Hochmoore Torf, da unter den anaeroben Bedingungen der mikrobielle Abbau der Vegetation, insbesondere der Torfmoose, nahezu gestoppt ist. Werden Hochmoore jedoch entwässert, sinkt der Moorwasserstand und Sauerstoff dringt ein. Es kommt zu Sackungsprozessen und Torfzersetzung. Die einsetzende Mineralisierung der Biomasse bewirkt eine nachhaltige Schädigung des Torfkörpers in seinen wasserspeichernden Fähigkeiten.
Ein Verlust von Ökosystemdienstleistungen ist unausweichlich. Das betrifft beispielsweise die Habitatfunktion und die Funktion als Kohlenstoffspeicher. Entscheidend für die Regeneration von Hochmoorflächen ist die Wiederherstellung eines naturnahen Moorwasserhaushaltes. Datenreihen des Wasserstandsmonitoring sind schon bei der Maßnahmenplanung eine wichtige Grundlage. Außerdem werden sie zur Evaluierung durchgeführter Maßnahmen herangezogen, sie zeigen die Auswirkungen mit Erfolgen und Schwierigkeiten.
Der Wasserspiegel lebender Hochmoore ist konstant mit nur geringen Schwankungen im Jahresverlauf. Für naturnahe Hochmoorflächen wird ein Tiefstwasserstand bis max. 30 cm unter der Geländeoberkante angestrebt.
Es braucht Regenwasser zur Wiedervernässung
Die Renaturierungspraxis zeigt eine Hochmoorfläche vor und nach Maßnahmenumsetzung. Durch das Verfüllen von Entwässerungsgräben und die Anlage mehrerer Verwallungen werden Niederschläge innerhalb der Kammerungen zurückgehalten. Ein Oberflächenabfluss ist unterbunden, die Wiedervernässung eingeleitet.
Hydrologisches Monitoring im Moor
Die Datenlogger messen täglich den Wasserstand und speichern die Daten. Zwei Mal im Jahr werden die Datenpakete mit einem Tablet ausgelesen, in eine Datenbank übertragen und als Wasserstandsganglinien und Dauerlinien dargestellt.
Unter Berücksichtigung der Einbauhöhen werden Flurabstände ermittelt, das ist der Abstand zwischen Geländeoberkante (GOK) und Moor-Wasserspiegel.
Erste Wasserstandsmessungen wurden bereits in den 1990er Jahren mit einfacher Technik durchgeführt. Digitale Messtechnik ist in repräsentativ vertretenen Renaturierungs- und Degenerationsstadien seit 2014 im Einsatz. Gegenwärtig werden 67 Datenlogger angelaufen und mit Tablet ausgelesen. Die teilweise sehr umfangreichen Messreihen belegen den Status Quo im Neustädter Moor, Nördlichem Wietingsmoor, Bleckriede und Großem Moor bei Uchte.
Die Datenlogger werden in Rohre eingebaut und ermitteln den Flurabstand mit Hilfe von hydrostatischen Messungen.
In Zukunft sollen alle Betreuungsgebiete über ein Messnetz verfügen, auch um Dringlichkeiten und Größenordnungen notwendiger Wiedervernässungsmaßnahmen in den wasserabhängigen Natura 2000-Gebieten skalieren zu können. Tausende Hektar warten auf Optimierung der hydrologischen Verhältnisse.
Gestörter Wasserhaushalt
Die in den Naturschutzgebieten ermittelten Wasserstandskurven zeigen hohe Schwankungsamplituden mit deutlichen Abnahmen während der Sommermonate. In solchen Fällen kann von einer fortgeschrittenen Degradation -durch unzureichende Vernässung nach Beendigung des Torfabbaus- gesprochen werden. Durch Entwässerung verändern sich die hydraulischen Eigenschaften des Torfkörpers, Porenvolumen und Wasserspeicherkapazität verringern sich.
Die Temperaturerhöhung mit längerer Vegetationsperiode und häufigeren heißen & trockeneren Sommern sind herausfordernd für den Hochmoorschutz. Optimal wiedervernässte Flächen weisen bei Wetterextremen eine höhere Widerstandsfähigkeit und Selbstregulation auf. Das stärkt das Ökosystem mit den charakteristischen Hochmoorarten. Außerdem sind Erhaltungszustände der FFH-Lebensraumtypen leichter zu erhalten.
Unzureichende Wiedervernässung der Naturschutz- und/oder Natura 2000-Gebiete trägt zum Artensterben und Klimawandel bei. Es müssen die Ursachen der direkten oder schleichenden Entwässerung beseitigt werden.